Konzertberichte 2015

Konzert: Music of the Stars

Kammerchor: VokalKlang begeistert bei drei Kirchenkonzerten Ensemble mit Ausdruck und Klangkultur

Bergsträßer AnzeigerBensheim. Ein hochklassiges Konzert erlebte das Publikum am Samstag in der Bensheimer Franziskanerkirche. Der Kammerchor VokalKlang inszenierte eine weihnachtlich pulsierende Collage mit feinen Arrangements aus verschiedenen Epochen und Kontinenten. Dargeboten mit einer gesanglichen Strahlkraft und musikalischen Dynamik, die man von Ensembles dieser Größenordnung selten zu hören bekommt.

 

Umso eindrucksvoller, wenn man bedenkt, dass der gemischte Chor erst vor eineinhalb Jahren seine Premiere erlebt hat. Und zwar am gleichen Ort, an dem Leiter Markus Detterbeck das Programm "Music of the Stars" vorgestellt hat. Die Klosterkirche war die zweite Station dieser Minitournee, die am Freitag in der Auerbacher Bergkirche begonnen hatte und die gestern in Griesheim zu Ende ging. Langer Applaus in Bensheim für ein rundum gelungenes Chorkonzert, das den Zuhörern in bester Erinnerung bleiben dürfte.

 

Satte Akustik

 

Die intime Atmosphäre, architektonische Klarheit und satte Akustik der Klosterkirche hat ihren Teil dazu beigetragen. Wenngleich es für die knapp 30 Sängerinnen und Sänger nicht einfach war, den opulenten Raum mit ihren Stimmen auszufüllen. Hinzu kamen personelle Ausfälle, die das Ensemble recht kurzfristig zu verkraften hatte. Doch mit Leidenschaft, Volumen und Gespür für die individuellen Nuancen der Titel hat der Chor einen überzeugenden Eindruck hinterlassen.

 

Eindringliche Wiedergabe

 

Bemerkenswert war die überaus eindringliche Wiedergabe, die schon bei den ersten Stücken des französischen Komponisten Francis Poulenc begeisterte. Die drei weihnachtlichen Motetten erklangen bei höchster Kraftentfaltung glockenrein und filigran. Der satte Chorklang war so gut wie nie gefährdet, zarte Partien gerieten wunderbar transparent und von einer subtilen Eleganz im Ton.

 

Schon die Ouvertüre des Abends war ein Genuss: Bei der zerbrechlich fein gezeichneten "Kyrie" aus Franz Herzogs "Missa Lux caelestis" offenbarte der Chor einen gerundeten, dabei plastisch deklamierenden Gesang, der die markanten melodischen Linien und prägnanten rhythmischen Details sehr schön zur Geltung brachte. Die zeitgenössische Komposition atmete so eine expressive und atmosphärisch dichte Klangsprache, die in ihrer vielstimmigen Struktur eine Herausforderung für jeden Konzert- und Kammerchor darstellt.

 

VokalKlang zeigte bereits hier einen überaus homogenen Gesamtklang und hervorragender Textverständlichkeit. Das Ensemble traf immer wieder genau den Nerv dieses feinsinnigen und nuancenreichen musikalischen Repertoires.

 

Markus Detterbeck bewies mit seiner Musikauswahl, dass Lieder aus aller Welt und den verschiedensten Epochen gut zusammenpassen können. Gestochen scharfe Artikulation, beispielhafte Phrasierungskunst und eine berückende Klangkultur wurden in dynamisch differenzierten und intonatorisch reinen Choralwerken stimmig ausformuliert.

Wie ausgeglichen und schlackenfrei die Stimmgruppen des Ensembles klingen, konnte das Publikum auch in Debussys quellklar dargebotenen Madrigal "Dieu! qu'il la fait bon regarder" nachvollziehen. In einem zeitgenössischen Kleid und mit eingängigen Melodielinien ausgestattet kam Detterbecks Liebesode "You´re A Song To Me" zu Gehör. Die poetisch bildhafte "Hymne à la nuit" aus einer Oper von Jean-Philippe Rameau (bekannt aus dem Film "Die Kinder des Monsieur Mathieu") bezauberte mit einem funkelnden Klangfirmament. Das fein gewobene "Mae-e-E" ist eine gefühlvolle Hommage des japanischen Komponisten Kentaro Sato für die Tsunami-Opfer seines Landes im Jahr 2011. Der Bensheimer Chor betonte die sanfte Kraft des Werks in einer behutsamen Tongestaltung mit glasklarer Aussprache und ausbalancierter Disziplin. Das Gleichgewicht zwischen Detailzeichnung und Klangkultur, Struktur und Ausdruck ist beachtlich für ein derart junges Chorensemble. Zumal die technischen Passagen des Konzerts nicht weniger überzeugend bewältigt wurden. Zum Finale hin wurden die Stücke moderner und leichter. Simon & Garfunkels "Sound Of Silence" folgte ein humoristisches Lied über die drei Weisen aus dem Morgenland von Oliver Gies.

Mit dem aus der Ukraine stammenden Weihnachts-Volkslied "Carol Of The Bells" verabschiedete sich VokalKlang von einem sehr geneigten Publikum in der Klosterkirche. Die Solisten des Abends waren Anke Sommerfeld, Almut Kirmse, Kirsten Hernig-Godde, Andreas Stein, Thomas Schäufele, Daniel Römer und Claudia Althaus. Durch das Programm führte Marina Preuß.

© Bergsträßer Anzeiger, Dienstag, 22.12.2015

 http://www.morgenweb.de/region/bergstrasser-anzeiger/bensheim/ensemble-mit-ausdruck-und-klangkultur-1.2572399

 


Konzert: Turn the world around

KONZERTE: „Vokalklang“ begeisterte Publikum in drei Gotteshäusern

Bergsträßer Anzeiger Artikel vom 25. Juli 2015 | In die Herzen der Zuschauer gesungen

BENSHEIM. "Vokalklang" ist anders. Der Kammerchor kennt kein entweder oder: Er ist weiblich und männlich, er ist jung und er ist alt. Jugendliche und junge Erwachsene beiderlei Geschlechts sind mit ebenso viel Begeisterung und Freude dabei, wie musikbegeisterte Senioren.

Markus Detterbeck, ein hoch professioneller Chorleiter mit ganz eigener Handschrift, Charisma und brennender Leidenschaft für den Chorgesang, hat es in gerade einmal zwei Jahren geschafft, aus einem Projektchor einen Kammerchor zu formen, der sich nicht mit halben Sachen zufrieden gibt, sondern immer das Optimale anstrebt und sich jeder musikalischen Herausforderung stellt. Experimente sind da mit inbegriffen - und leicht haben es die Sängerinnen und Sänger keineswegs. Beispielsweise dann nicht, wenn Detterbeck mit ihnen gleichzeitig Lieder in japanischer, italienischer, französischer, englischer und deutscher Sprache einstudiert und als i-Tüpfelchen obendrauf ein Gospel in Afrikaans verlangt.

Einfach wunderbar!

Das Ergebnis intensivster Probenarbeit auf hohem Niveau? Einfach wunderbar! Und ein Konzerterlebnis, das noch lange in Erinnerung bleiben wird. An drei Abenden in Folge stellte sich "Vokalklang" am Wochenende in der Auerbacher Bergkirche, der Franziskanerkirche in Bensheim und der Lutherkirche Griesheim mit seinem sommerlichen Programm "Turn the world around" vor. Und sang sich ohne wenn und aber schon nach wenigen Beiträgen in die Herzen der Zuhörer. Strahlkraft und Stimmvolumen der Künstler, Ausarbeitung und Arrangements der Songs aus verschiedenen Jahrhunderten, Kulturen und Kontinenten - und jede Menge humorvolle Zwischentöne - bildeten eine mitreißende Gesamtkomposition. "Im Fokus stehen rhythmische und bewegende Klänge", kündigte Marina Preuß die gut einstündige musikalische, quicklebendige Zeitreise auf gewohnt charmante Weise an.

Die Moderatorin sollte recht behalten. Der Chor begeisterte das Publikum nicht nur mit gewagten, anspruchsvollen Arrangements, sondern überraschte zudem mit quicklebendiger Bodypercussion und witzigen Einfällen. Das Repertoire von "Vokalklang" reicht von Madrigalen aus der Renaissancezeit, französischen Kompositionen des Impressionismus, deutschem und internationalem Volksgut, Kinderlieder mit eingeschlossen, bis hin zu afrikanischen Traditionals, Hits von Harry Belafonte und den Beatles und der Gäsenhaut-Interpretation des jungen japanischen Komponisten Kentaro Sato für die Tsunami-Opfer seines Landes in 2011. Verzweiflung und Trauer, aber auch die Hoffnung auf Veränderung spiegeln sich in dem Lied "Mae-e" wieder.

Die Rockballade "YouQre a song to me" (Du bist wie ein Lied für mich), ein Liebeslied das Markus Detterbeck seiner kleinen Tochter Miriam gewidmet hat, berührte die Konzertbesucher ebenso wie das auf Suaheli gesungenes Gebet, "Baba Yethu" und die Solis von Kerstin Schmidt und Clemens Schmidt. Der Chorleiter rundete das Programm außerdem mit eigenen Arrangements ab, was die sehr persönliche Note der Veranstaltung noch einmal mehr betonte. Ansonsten gaben, neben vielen anderen, Claude Debussy, Oliver Gies und Thomas Morley ihre musikalische Visitenkarte ab.

Großer Jubel

Mit frenetischem Beifall und großem Jubel bedankten sich die Zuhörer in der Franziskanerkirche bei "Vokalklang" für einen emotionalen Abend, der ganz im Zeichen der Musik stand. Ganz deutlich zu spüren war, dass der Riesenspaß, den die Sängerinnen und Sänger an ihrem Auftritt hatten, in Nullkommanichts auch das Publikum faszinierte und elektrisierte.

Ohne Zugabe kam "Vokalklang" nicht davon. Der Chor verabschiedete sich mit einem Traditional aus Südafrika, bedankte sich im Anschluss bei verschiedenen Personen für die Unterstützung und bat die Besucher um Spenden für die weitere Chorarbeit.